Unsere Orchesterreise nach Cork vom 1.-7.10.2022

Samstag, 1. Oktober

Nachdem wir unsere Reise wegen Corona zwei Jahre verschieben mussten, geht es nun endlich los! Treffpunkt ist der Flughafen Düsseldorf. Haben wir auch nichts vergessen? Sind alle da? Bloß nicht zu viel Handgepäck! Die Instrumente kommen mit in die Kabine. Wir sind keine Minute zu früh da. Es gibt einiges zu klären:  die Celli haben keine Namen, sodass das  fleißige Bodenpersonal der irischen Fluggesellschaft nicht weiß, wie sie angesprochen werden sollen. Sonst könnte ja jeder/jede mitkommen!

Aber dann geht es pünktlich los. Wir fliegen über den Kanal an der Ostküste Englands entlang und biegen dann auf der Höhe zwischen Gibraltar Point und Kingston Upon Hull nach Westen ab über Liverpool und die Irische See nach Dublin. Von Dublin dann weiter mit dem Bus nach Cork, wo wir dann um kurz nach 17 Uhr ankommen. Wir fahren am River Lee entlang und bekommen bereits einen ersten Eindruck von der Stadt. Besonders sticht die Oper hervor, ein modernes Gebäude, das zwischen den kleineren und älteren Gebäuden gelegen ist.

Unser Hotel befindet sich im Stadtteil Shandon, es geht ein wenig, jedoch recht steil eine schmale Straße hinauf, wo der Bus anhält und wir einen kleinen Stau verursachen. Eugene, unser Busfahrer, lässt sich dadurch aber nicht aus der Ruhe bringen, stellt unsere Koffer auf den schmalen Gehsteig und fährt dann von dannen. Nach dem check in gibt es sogleich Abendessen.

Wir sind alle sehr müde von der langen Fahrt, dementsprechend verläuft auch die erste Probe am selben Abend. Deshalb sind wir dann auch glücklich, im Pub oder in der Hotelbar zu sitzen und ein köstliches irisches Ale zu schlürfen.

 

Sonntag, 2. Oktober

Am Vormittag, nach einem wundervollen Frühstück im Hotel und gut ausgeschlafen verläuft die Probe sehr gut; wir und unsere Mitspieler der Cork School of Music (CSM) beginnen, zu einem Klangkörper zusammen zu wachsen und das ist toll!

Nach einem leckeren Essen in der Kantine der CSM geht's  zur Stadtführung, wo uns die Corkerin Neasa O'Riordan durch die Stadt führt und uns von ihrer interessanten Geschichte erzählt.

Als wichtige Anlaufstelle für die Handelsschiffe aus allen Ländern des Commonwealth profitierte die Stadt in ihrer Vergangenheit und profitiert noch heute von ihrer günstigen Lage in der Flussmündung des River Lee, die einen großen Naturhafen darstellt. 

Damals kam der Profit nur einigen wenigen zugute. Über Cork wurden Unmengen an Waren umgeschlagen, verkauft und verschifft, während  der größte Teil der Bevölkerung von den Produkten nichts oder nur sehr wenig abbekam und dadurch in Armut lebte.

Dies, aber auch immer wieder politische Unruhen, Glaubenskriege, Hungersnöte und Seuchen führten zu einer massiven Auswanderungsbewegung in Cork wie auch in ganz Irland. Über den Hafen Cobh verließen tausende von Iren ihre Heimat in der Hoffnung auf ein besseres Leben.

Heute ist Cork die zweitgrößte Stadt Irlands, neben dem Hafen sind mehrere Multikonzerne wie der Apfelkonzern dort ansässig und sichern Arbeitsplätze.

Trotzdem ist Cork keine reiche Stadt mit überwiegend einfachen kleinen, farbig angestrichenen Häusern; und vielen Pubs und Restaurants, die auch unter der Woche stark besucht sind.

Deshalb gehen auch wir  abends in´s  Franciscan Well mit live Jazzmusic, guter Pizza, Ale und Cider. Was für ein schöner Tag! 

 

Montag, 3. Oktober

Neben Proben und Stadterkunden besuchen wir abends ein Hurling- Freundschaftsspiel zwischen den Cologne Celtics und einem Team von St. Finbarr‘s. Dort treffen wir auch eine Reisegruppe aus Köln, die zusammen mit Mitgliedern des Freundschaftsvereins Cork-Köln zu Besuch sind. Wir alle haben noch nie zuvor ein Hurlingspiel erlebt. In Irland ist diese Sportart ganz groß! Die Cologne Celtics, von irischen Emis  gegründet, wurden von uns und dem Cork Köln-Verein lauthals unterstützt!

Wie es ausging? Keine Ahnung!

Nach dem Spiel wurden wir noch in das Vereinsheim eingeladen, wo wir mit Live -Music, Sandwiches und anderen Snacks bewirtet wurden und natürlich auch wieder das ein oder andere Ale tranken.

Dienstag, 4. Oktober 

Am Dienstagvormittag sind wir in der City Hall eingeladen zu einem Empfang der Lady Mayoress Deirdre Forde. Alle Kölner Gruppen sind anwesend. Wir kommen uns ganz wichtig vor und lauschen den Reden der Gruppenvertreter, so auch unserem 1. Vorsitzenden Peter Thimme, der in diesen Tagen ziemlich oft Reden hält. Chapeau!

Und auch Chapeau an das Bläserquintett, das Gäste und Gastgeberin mit einigen kleinen aber feinen Stücken erfreut.

Am Dienstagnachmittag machen  wir uns getrennt auf zu verschieden Zielen.

Manche besuchen The City Goal, manche Blarney Castle, oder die St. Anne’s Church,

manche gehen Bummeln oder manche bleiben auch einfach im Hotel und spielen Uno.

Abends proben wir noch den Saint-Saëns mit unserem jungen Solisten. Es klappt gut und wir freuen uns schon auf den nächsten Tag. 

 

Mittwoch, 5. Oktober

Während der Probe sickert die Nachricht langsam bis in die letzten Reihen durch: Der Solist ist erkrankt und kann das Konzert nicht spielen! Was sollen wir tun? 

Die Aufregung, für uns zumindest, legt sich allerdings wieder recht schnell, denn glücklicherweise haben wir, ohne es so recht zu wissen, ein Ass im Ärmel: Unsere “ Aushilfe” Christopher Marwood, der an der CSM  unterrichtet und am Tag zuvor zu uns gestoßen ist. Nach sehr kurzer Bedenkzeit, so ungefähr 30 Sekunden, erklärt er sich bereit, diese große Aufgabe zu übernehmen. Wir und besonders auch die Studierenden der CSM sind begeistert! 

Die Wogen glätten sich und wir proben in der City Hall, die einen Schwingboden besitzt. So ist das Dirigat von Witolf Werner nicht nur visuell spürbar, sondern auch über den Boden, worauf die Bühne steht. 

Nach der Probe am Vormittag unternehmen die meisten von uns dann einen Ausflug nach Cobh,  ca. eine halbe Stunde mit dem Zug von Cork entfernt.

Das kleine Städtchen ist in die steile Küste eingebaut. Nur eine Straße läuft am Pier entlang, danach steigen die Straßen steil an. Wir besuchen das Cobh Heritage Center, ein sehr interessantes Museum über die Geschichte Cobhs als Auswanderungshafen von tausenden von Iren, die freiwillig aber auch unfreiwillig ihre Heimat in der Hoffnung auf ein besseres Leben verließen.

Darüber hinaus war Cobh der letzte Halt der Titanic, wo 123 Personen zustiegen, einige wenige allerdings auch von Bord gingen. Einer von ihnen war Francis Brown, ein späterer Jesuitenpater und leidenschaftlicher Hobbyfotograph. Er machte wahrscheinlich die letzten Aufnahmen von der Titanic, bevor sie ihr schreckliches Schicksal ereilte. 

 

Donnerstag, 6. Oktober

Der Tag des Konzerts ist da! Um 14 Uhr treffen wir uns für’s Dress Rehearsal, auf Deutsch die Anspielprobe vor dem Konzert.

Am Vormittag die letzte Möglichkeit des Sightseeings bevor es ernst wird.

Nach der Probe Fotoshooting mit allen und eine Stärkung bestehend aus Sandwiches und Wasser.

Wir spüren alle die Konzertspannung und hoffen auf einen vollen Saal! 

Als wir auf die Bühne kommen ist der Saal voller als gedacht, hat das auch ein bisschen mit unserem Star Christopher Marwood zu tun? 

Das Konzert verläuft sehr gut, Christopher Marwood  spielt fantastisch und wir sind ganz bei ihm und als dann schlussendlich der Choral “Ein feste Burg ist unser Gott” bei den Bläsern am Anfang des vierten Satzes der Mendelssohn Reformationssinfonie erklingt, sind wir zugleich froh, dass alles so gut geklappt hat aber auch irgendwie traurig, weil es jetzt schon wieder vorbei ist.

Aber das Gute ist: wir können das tolle Programm ja nochmals spielen, in Köln, am 19.11., 18 Uhr!!

 

Nach Standing Ovations und Zugabe, die hier jetzt nicht verraten wird, gehen wir alle zusammen noch ein letztes Mal auf ein oder zwei Bier in den Pub.

Das war unsere Reise, anstrengend, aber auch so voll mit neuen Eindrücken und besonderen Erlebnissen, dass eines klar ist: es hat sich zu 100% gelohnt! 

 

Allen Organisatoren ein ganz herzliches Dankeschön!

 

 


Gefördert durch:



Elisabeth & Bernhard Weik-Stiftung

Langenfeld (Rhld.)

www.mozart-w-a.de